Eine Insel, mitten im atlantischen Ozean, mit unendlichen Möglichkeiten für Outdoorsport und Aktivitäten im Freien: Madeira.
Um zu verstehen, was Madeira so besonders macht brauchen wir einen kleinen Exkurs in Sachen Allgemeinwissen und Geographie:
Felsen und Fauna wohin das Auge reicht.
Foto: Epic Madeira
Madeira ist eine Insel im Atlantik, etwas weiter als 700 km westlich von der marokkanischen Küste gelegen. Das Aufregende und Besondere an diesem Fleckchen Erde ist seine Gestalt: Im Grunde stellt die komplette Insel ein Mittel- bis Hochgebirge dar, das direkt steil ins Meer abfällt, weshalb sie richtig gut für viele Spielarten des Bergsports geeignet ist.
Strände findet man auf Madeira nur sehr selten, der Großteil der Küste besteht aus felsigen Klippen in dunkelrotem Lavagestein. Erst tausende Meter unter der Wasseroberfläche fallen diese bis zum Meeresgrund hin ab. In der Inselmitte reichen die Gipfel dann bis hoch über die Wolken. Wassersportler, insbesondere Surfer, werden deshalb auf Madeira eher nicht glücklich.
Steinstrand in São Viçente
Foto: Lena Schnoor
Zur beeindruckenden Landschaft aus roter Vulkanerde und Lavagestein gesellt sich ein mildes Klima, das ganzjährig zu Reisen und Aktivitäten einlädt: Auf Madeira herrschen nur sehr selten extreme Hitze oder klirrende Kälte. Zwar ist die Nordseite klassischerweise öfter von Regen und auch mal Stürmen betroffen, dafür herrscht im Süden das ganze Jahr über ein subtropisch warmes Klima mit Durchschnittstemperaturen zwischen 13° C Minimum im Winter und 26° Maximum im Sommer. Ideale Bedingungen für Outdooraktivitäten also. Bei meinem letzten Besuch im Dezember 2019 waren mir an der Küste durchgängig 15-19 Grad vergönnt. Lediglich bei meiner Radtour von der Inselmitte zur Küste wurde es bei 8 Grad in den höheren Gefilden etwas frischer.
Mountainbiking auf Madeira
Foto: E-Bike Madeira
Diese Frage ist grob erstmal klar mit „Bergsport!“ zu beantworten. Allerdings darf man an Aktivurlaub auf Madeira nicht die gleichen Anforderungen wie an einen Sporturlaub in den Alpen stellen. Dazu ist der Charakter der Insel einfach zu speziell und ihre Erschließung als Aktivreiseziel noch zu neu.
Vielen vor allem älteren Menschen ist Madeira als Traumziel für Wanderurlaub ein Begriff. Das liegt einerseits sicher an den frühlingshaft bis sommerlich warmen Temperaturen das ganze Jahr hindurch, allerdings auch am weitläufigen und vielfältigen Wanderwege-Netz entlang der für Madeira typischen Levadas: Das sind kleine Wasserkanäle, die vor etwa 300 Jahren von maurischen Sklaven angelegt und bis heute ausgesprochen gut gepflegt wurden. Folgt man den Pfaden entlang dieser Wasserwege bekommt man beeindruckende Ein- und Ausblicke in die Schönheit der Insel mit ihrer imposanten Blütenpracht.
Je näher man den flachen Plateaus im Landesinneren kommt, desto mehr Landwirtschaft mit Ackerbau und auch Viehzucht begegnen einem. Hier oben grasen neben Rindern und Ziegen auch Ponys und Pferde auf ausgedehnten Freiflächen. In der Gegend nördlich von Funchal, wo sich die steilen Felswände langsam in flache Plateaus verwandeln, gibt es einige Reiterhöfe, die auch geführte Ausritte anbieten. Bei meiner Erkundungsreise habe ich die entspannte Gelassenheit des Ritts auf meinem sehr ausgeglichenen Ross sehr genossen: Ausnahmsweise musste ich mal nicht allzu sehr auf
Wanderung an der Levada do Rei – die Königin der Levadas.
Foto: Epic Madeira
Wer es lieber etwas sportlicher angeht kommt auf Madeira auf jeden Fall auch auf seine Kosten. Auf meinen Radar kam die Insel, als ich nach dem perfekten Reiseziel für einen Mountainbike-Urlaub recherchierte. Wegen ihres weit verzweigten Netzes von Radwegen und Trails, ist die Insel ein Eldorado für Mountainbiker: Vom gemütlichen Cross-Country-Ride über aufregende Enduro-Trips bis hin zu kilometerlangen wettkampferprobten Downhillstrecken findet hier jedes Biker-Herz sein Paradies. Es gibt breite Schotterwege, schmale flowige Trails, verblockte technische Pfade, steile Anstiege und schnelle Abfahrten. Dazu atemberaubende Landschaften und gefühlt hinter jeder dritten Kurve eine neue spektakuläre Aussicht bis zum Meer.
Als Bikers Paradise bietet Madeira selbstverständlich auch strukturell alles, was man für einen gelungenen Bikeurlaub braucht: Zahlreiche Anbieter preisen geführte Touren ins Gebirge (und wieder runter) an, Leihräder in hervorragender Qualität und für die diversen Spielarten des Radsports gibt es in diversen Shops zu leihen oder zu kaufen. Viele Hotels haben sich auch bereits an die Fahrradfahrer-Klientel angepasst und bieten ihren Gästen einen Locker-Room für das persönliche Equipment und extra Reinigungsstellen für die Bikes. Denn eines muss man der Lavaerde lassen: Wenn das Klima auch nur ein bisschen feucht ist kann dieser rote Sand unglaublich glitschig sein. So erklärte mir mein vorausschauender Guide bei meiner Testfahrt den typisch madeirischen Begriff „madeiran Ice“. Ich habe das leider nur halb ernst genommen und schon flog ich bei voller Fahrt auf die Nase und landete im Dreck. Gut für mich, dass ich immer mit dem Grundsatz „Safety first“ fahre und ausgezeichnetes Sicherheitsequipment angelegt hatte, auch wenn die Schwierigkeit der Tour nur bei einfach bis mittelschwer angegeben war.
Radeln mit Aussischt
Foto: Epic Madeira
Mein nächster Tag hielt dann auch schon wieder eine andere aufregende Aktivität bereit. Das Canyoning. Gemeinsam mit einer anderen jungen Frau stand die Erkundung eines engen Flusslaufes im Naan Tal auf der Agenda. Auf Madeira ist das Gefälle der Flüsse extrem steil, weil die Insel noch jung ist. Dadurch gibt es unfassbar viele Wasserfälle, mit denen sich die Wasserläufe, von den Gipfeln in der Inselmitte ausgehend, quasi sternförmig in Richtung Meer stürzen.
Canyoning ist wandern, klettern und abseilen – manchmal auch schwimmen, springen und meistens auch rutschen– durch eine Bergschlucht, immer dem Wasser folgend. Ausgerüstet mit Neoprenanzügen, griffigem Schuhwerk, einem speziellen Klettergurt für das Canyoning (mit extra-rutschigem Hinterteil!) und in Begleitung ortskundiger Guides konnte ich dieses Erlebnis auf einer Level I Tour testen. Was für eine Gaudi! Und gleichzeitig eine Art, die Insel zu erkunden, die ihresgleichen sucht: Nur beim Canyoning lässt sich diese unberührte und ursprüngliche Natur im Landesinneren so ungestört genießen. Absolut empfehlenswert für alle Naturliebhaber und Abenteurer!
Die Schwierigkeitsgrade der Canyoning-Touren auf Madeira variieren von Level I – 4. Insgesamt gibt es hunderte kleiner Canyons zu entdecken, wobei allerdings noch nicht alle für die Begehung durch Gäste ausgestattet sind. Auf unserer Erlebnisplattform sind aktuell 38 Touren buchbar.
Canyoning auf Madeira
Foto: Epic Madeira
Die Tatsache, dass es auf Madeira nur wenig Strände gibt, bedeutet nicht, dass sich ein Ausflug an die Küste nicht lohnt! Hast du schon einmal etwas von Coasteering gehört?
Beim Coasteering bewegt man sich zu Fuß oder schwimmend, manchmal springend, entlang einer felsigen und zerklüfteten Küstenlinie, ganz ohne Zuhilfenahme von fahrbaren Untersätzen wie Booten, Surfboards oder ähnlichem. Die langsam in der Brandung verschwindenden Steinformationen vor allem an der Südostseite der Insel bieten vielfältige Möglichkeiten, sich dieser Spielart des Outdoorsports hinzugeben: Über Steinbrücken klettern, durch von den Kräften des Meeres ausgehöhlte Grotten schwimmend und dabei immer wieder jauchzend in die Fluten springend ist Coasteering auf Madeira ein faszinierendes Erlebnis für Groß und Klein.
Keine Strände, dafür actionreiches Küstenabenteuer.
Foto: Epic Madeira
Nun könnte man vermuten, Madeira mit seiner ganzen Felsenpracht sei ein Eldorado für Kletterer. Aktuell sucht man allerdings (noch) fast vergeblich nach gebohrten Routen zum Sportklettern. Dies ändert sich allerdings gerade, da ein Team von ambitionierten Locals sich der Sache angenommen hat und die Insel nach und nach mit Kletterrouten in verschiedenen Schwierigkeitsgraden ausstattet. Derzeit gibt es an der Nordküste einige verlockende Routen in höheren Schwierigkeitsgraden sowie ganz im Osten an der Halbinsel São Lourenço auch eine hübsche Einsteiger-Kletterwand im unteren Level mit atemberaubendem Ausblick über den ältesten Teil der Insel. Hier findet auch das Schnupperklettern während unserer Reise Lava & Levada statt.